Wenn ich nicht schon ohnehin leicht gehörgeschädigt wäre, wäre ich das spätestend ab heute - so laut habe ich unter meinem Helm mein Wohlgefühl hinausgebrüllt und keiner hat's gehört.
Es war ein Tag, wie er sein soll - alles drin vom Adrenalin-Stoß bis zum Gefühl: Wenn mir jetzt die Kiste umfällt findet man mich skeletiert erst im Sommer wieder - und ich fühle mich, nein ich bin jung, unbeschwert und glücklich!
Aber der Reihe nach. Gestern Abend habe ich meiner Routenplanung gesagt: Benicarló - Alarcón, kürzeste Strecke, keine Hauptverkehrsstraßen. Ergebnis: Die schrecklichste Strecke, die ich mir vorstellen konnte: Auf der Hauptverkehrsstraße paralell zur Küste (mautfreie Rennstrecke aller Giftgemüse- und -früchte LKWs aus der Giftküche Alicante) bis Valencia und dort westwärts Hauptverkehrsachse Madrid und irgendwann links weg!
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Plötzlich das Hinweis-Schild in einer Kurve: rechts ab Quelle des Tajo 6 km und schon war ich in ein Abenteuer der besonderen Art verwickelt: Roter Feldweg kletterte und kringelte endlos erscheinend durch den Kiefern-Wald und just, als ich aufgeben wollte, wieder rechts weg. Es wurde nass und glitschig und eng und Schnee genau da, wo Endstation war. Da hab ich mich nicht weiter getraut mit meinen eher profilfreien reinen Straßenreifen, die sofort durchdrehen und fahren bedeutet Schlingern ohne die Richtung wirklich vorgeben zu können. Wenn mir da - natürlich keine Sau weit und breit an einem Montag - meine Kiste kippt, bin ich aufgeschmissen. Also Maschine im Stand umdrehen. Im Glitsch. Auf einem nassem Weg so breit, wie das Motorrad lang. Ich habe Rotz und Wasser geschwitzt.
Als das Motorrad dann umgedreht sicher wieder stand bin ich naürlich durch den Schnee gestapft um die Quelle des wichtigsten Flusses der Iberischen Halbinsel und ihr Original-Plätschern in Bild und Ton zu dokumentieren. Wenn ich mir das Ergebnis meiner Mühen ansehe muss ich allerdings zugeben: Es klingt nicht anders, als andere, aber es ist die Quelle des Tajo, wie sie am 6. April 2009 um 15:17 klang. Modifiziert nach dem bekannten Werbespruch: Wissen, es ist die Quelle des Tajo!
In einem Dorf das riesige Waschhaus in bestem Zustand und drei Frauen, die nach alter Sitte, wenn auch mit modernen Waschmitteln, Gummihandschuhen und plastikwannen-bewaffnet der Wäsche am Beckenrand rubbelnd, schlagend und klopfend zu Leibe gingen.
Und in einem - verkehrsfreien und nagelneuen - Kreisverkehr rutschte mir heute meine Maschine unterm Arsch weg - mit beiden Rädern auf Sand.
Ich konnte sie instinktiv gerade noch abfangen und wäre fast kopheister gegangen. Ich war langsam genug unterwegs und musste nicht absteigen. Viel wäre nicht passiert, aber vielleicht ein Defekt am Bike und die Tour am Ende, bevor sie begonnen hatte.
Letztlich bin ich zufrieden und voller Eindrücke in einem meiner Lieblings-Paradores angekommen. Ich habe ihn recht ausführlich im Rahmen meiner Tour 2005 gewürdigt.
Es ist gleich 9:00 und ich gehe essen - mal sehn, was gibt... Im Original abgebildet und beschriftet. |
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Dios mio, war das Essen gut! - und die Bedienung, was sich in der propina niedergeschlagen hat. |
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