Ein heißer Tag, der hinter mir liegt - ein schöner Tag - ein Tag ohne zu fotografieren.
Bucht von SêteNur ein Gelegenheitsfoto, als ich auf einem Parkplatz am Rande der Hauptstraße einen kleinen Zwischenstop eingelegt habe, um die Beine zu strecken. Jenseits der Bucht mit den Austern- oder Muschelzuchtanlagen ist der Hügel zu sehen, auf dessen abgewandter Meerseite der bekannte Bade- und Vergnügunsort Sête liegt.

Eigentlich ist es der erste Rückreisetag, denn die Reise endet nicht, weil man an einem geografischen Endpunkt angekomen ist, sondern wenn die Stimmungslage Ende meldet. Das war heute - und dennoch, wie gesagt, ein schöner Tag.

Ich fuhr so um 9:15 bei schönstem Wetter in Cadaqués los und bummelte erst mal genüsslich und langsam die ausschließlich aus Kurven bestehende, kleine Küstenstraße über Portbou nach Frankreich. Das sind ziemlich genau 50 km Motorradgenuss. Und jede Linkskurve, die man nicht packen würde, führte ins Meer - unweigerlich. Nur dass bis zum Aufschlag noch 100- 200 Höhenmeter zu überwinden wären - abwärts in diesem Fall. Mit Glück im freien Fall - wahrscheinlich aber mit ein paar Felsnasen oder Geröllfeldern dazwischen.

Wie dem auch sei - ich hab die Kurven gepackt, sonst säße ich jetzt nicht in meinem Hotel in Orange bei einem Bierchen und geknofelten Oliven und tippte diesen Bericht mit Blick auf den Pool.

In Perpignon entschied ich mich gegen die Autobahn und dabei blieb es auch. Ich bin durchgehend Landstraße gefahren über Narbonne, Béziers, Montpellier, Nîmes, Remoulin (die Pont du Gard ließ grüßen), Roquemaure und letztlich sozusagen hinten rein über Caderousse nach Orange, um gleich bei der Ortseinfahrt Orange links in's Hotel abzubiegen.

Es war ziemlich heiß, heute. Um die Mittagszeit kleine 36°. Viel Verkehr, öfters Stops an Ampeln in den klelneren Orten. Die Umgehungen der Städte sind inzwischen alle nahezu vorbildlich mit Kreisverkehren geregelt und das flutscht nur so - weit, weit besser, als bei Ampelregelung. Ich verstehe nicht, weshalb bei der Umgestaltung von Kreuzungen die Ampel in Deutschland mehrheitlich noch immer dem Kreisverkehr vorgezogen wird.

Es war sehr südfranzösisch heute. Klar, wirst Du sagen, war ja auch Südfrankreich, südfrankreicher geht nicht. Natülich, aber ich war nun auch knapp 3 Wochen in Spanien und so wenig Spanien, wie diesmal, hatte ich noch nie!

Die Stimmung, die in der Luft lag, die Hitze, das Menschengewusel, die Weinfelder und die vielen, teils endlosen Platanen-Chausseen, die ich entlang gefahren bin zusammen mit dem Verkehrsstrom, der so was Gelassenes, gar nicht Eiliges und Getriebenes hat. Das verzögerte Anfahren, wenn die Ampel umspringt - direkt von rot auf grün - und niemand regt sich auf in seiner sehr oft nicht klimatisierten Blechbüchse. Man zottelt hintereinander her mit 80, 90 m/h. Mal biegt einer links ab in irgendeine Einfahrt, ein staubiges Nebensträßchen in einem Kaff und alle müssen warten, bis der Gegenverkehr vorbei ist. Alles easy.

Der Deutsche mit preussischer Disziplin, in diesem Fall ich, lädt - kaum angekommen und noch vor Inbesitznahme des Zimmers - erst mal gleich im Schweiße seines Angesichts sein Trike auf. Was gemacht ist, ist gemacht. Und da steht es nun, mein Gespann, und wartet darauf, dass wir morgen früh aufbrechenn und die 1000km in Angriff nehmen - hinein in Regen und Kälte, wenn's denn stimmt.

Ja, so habe ich es gemacht, aber ganz so preußisch bin ich nun auch wieder nicht.

Nach einer ausgiebeigen Dusche und Wäschewechsel habe ich noch mal abgekoppelt, meinen Hänger stehen lassen und bin nach Orange rein gefahren, habe mir 2 Palmier gekauft, bin zu unserem "Stammkaffee" Le Negot gepilgert, habe mich in einen der neuen Stühle zwischen die Leute auf den Platz gesetzt. Keine Touristen - ich war der einzige. Nur Franzosen mit Kindern und alte Schachteln mit ihren unvermeidlichen weißen Pudeln, die immer ums Maul gelblich sind, als rauchten sie - en face schön hergerichtet, aber im Profil oder von hinten meist recht gerrupft und schlecht gefärbt aussehend. Erst einen Pernot und dann noch einer und die langsam immer schräger einstrahlende Sonne tränkte die oberen Stockwerke der Fassade gegenüber in Ocker, modellierten die Schatten der klassizistischen Fensterstürze und -gesimse.

Der Tag war schön und sehr befriedigend. Das wollte ich noch gesagt haben, bevor ich mein Notebook zuklappe und langsam rechtschaffen schläfrig meinem Bett entgegenstrebe....

Es würde mich freuen, wenn die, die mich begleitet haben, Gefallen an der gemeinsamen Reise gefunden hätten.

Cadaqués-Orange

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Cadaqués - Orange (21.Tag: Fr, 11.05.2012 - 398km/05:30h - Etappe 11)