Was erkennen wir aus den Eckdaten der Etappe? Bummel-Tag. Die Entfernung war ja auch lächerlich. Mein Versuch, eine nenneswert längere Route "unterzubringen" misslang, weil sich etwa auf halber Strecke ein natürliches Hindernis in Form eines zwar nicht sehr breiten, aber offensichtlich doch verkehrstechnisch vertrackten Gebirgszuges quer legte. Diese Strecke musste ich auf dem autobahnähnlichen Gebilde passieren, das Cordoba mit Madrid verbindet.

Die Tatsache, dass die Spanier - Weltmeister im weidlich in den Vorjahren besprochenen Abgreifen von EU-Geldern für den Straßenbau - noch immer durch kühne Brückenkonstruktionen dabei sind, den heutigen Verlauf der Autobahn - die einzige mit Haarnadeleinlkurven, die ich kenne - zu ersetzen, sagt alles über die "Unüberwindbarkeit" dieser Felsformationen. Leider konnte ich sie nicht knipsen - anhalten und sich zu Fuß auf der Autobahn rumtreiben, um Fotos in unübersichtlichen Kurven zu machen, ist auch in Spanien nicht empfehlenswert ;-).

Ende der WeltGleich zu Beginn meiner Tagesetappe - so 20 km außerhalb Ubeda - leitete mich mein NAVI korrekt ein altes Sträßchen mit sehr zweifelhaftem Straßenbelag in schlängelnden Kurven durch Oliven-Plantagen. trägt sie?Ca. 200 m vor der Überquerung eines Flüsschens namens Ariza über eine malerische kleine Brücke, die ich schon von weitem gesehen hatte, unübersehbar deutlich rechts und links die international bekannten weißen runden Schilder mit rotem Rand: Ende der Trasse - Durchfahrt verboten! Um die Ernsthaftigkeit des Verbots zu unterstreichen war der ohnehin kaum mehr vorhandene Teerbelag unterbrochen und durch Erde ersetzt.

Trägt wirklich!Erst mal fotografieren. Als der Konflikt des Deutschen mit der spanischen Neigung, Verbote als Aufforderung zu deuten, sie in jedem Falle zu ignorieren, noch voll im Gange war, kam in der Gegenrichtung ein Auto über die verbotene Brücke gehoppelt.

Befragt bestätigte mir der Fahrer, dass ich selbstverständlich weiter fahren könne.Was ich tat und zwar mit viel Vergnügen. (Auf einem der Brückenfotos ist eine Gestalt zu sehen. Es ist ein etwa 14jähriger Junge, der mir bestätigte, dass er die Brücke dringend brauche, weil sein Handy nur auf dem höchsten Punkt Empfang habe.)

unterwegsSo ziemlich unmittelbar nach der Zwangsnutzung der Autobahn zwecks Querung der Felsbarriere - siehe oben - schlug ich mich wieder in die Büsche. Die kompakte Oliven-Bewirtschaftung war Feldwirtschaft im üblichen Sinn gewichen. Dünn besiedeltes Gebiet, wie übeall in der Mancha und die sehr vereinzelten Dörfer schienen fast ausgestorben und nur durch schlechte, von Teerflicken übersähte Wege verbunden. Wenn jemand auf der Straße war, verfolgte er meine Durchfahrt mit offenem Mund. Die einzige Befürchtung, die mich hier - wie in ähnlichen Passagen abseits menschlicher Besiedlung - begleitete, war die Möglichkei eines Plattfußes. Was dann?

unterwegs
unterwegs
unterwegs
unterwegs

Am StraßenrandKurz vor Almagro linker Hand ein Dorf mit einer mich beeindruckenden, weil von Weitem unverhältnismäßig groß erscheinenden Kirche - mal wieder wird man in gigantgischem Umgehungsbogen mit zwei zukunftsweisenden Kreisverkehrsausbauten für die Dorfzufahrten in großzügigstem Radius drumrum geleitet -, was mich veranlasst abzubiegen. DorfkircheWieder eine der vielen, so wohlproportionierten Dorfkirchen aus dem Material der Umgebung gebaut und damit farblich wunderbar eingepasst, wie sie allenthalben zu sehen sind. Sie haben mit den Granitkirchen in den kleineren Orten der Bratagne gemein, dass man ihnen ansieht, dass sie nicht von Architektenhand erbaut einen Anspruch an Baukunst und Machtfülle der Kirchenoberen befriedigen sollten, als sie entstanden, sondern Ort der Zuflucht, Ermutigung und des seelischen Beistandes der örtlichen Bevölkerung sein sollten.

Nun bin ich im Parador von Almagro angekommen, sitze im Schatten eines der Innenhöfe umgeben von munterem, spanischem Schwatzen. Heut ist Gründonnerstag, Feiertag hierzulande und man geht Essen, um anschließend familiensinnlich und laut plaudernd das Leben nach dem Feiertags-Essen in der angenehmen Frühjahrs-Sonne bei einem Kaffe oder Saft zu genießen.

Parador Almargo

Mein Zimmer bietet Ausblick auf den - noch nicht genutzte - Pool und ich habe erstmals kein Doppel- sondern ein Kingsize-Bett, was ich genieße.

Dieser Parador, den ich nicht kannte, wurde 1979 eröffnet und zwar in den Mauern eines einstöckigen, ziemlich verzweigten und mit dirversen Innenhöfen ausgestatteten Herrensitzes. Ich habe mich umgesehen, die vielen Innehöfe, besser Patios, angeschaut, bin die Flure entlang gestreift - angenehm, die alten Gemäuer, die was anbieten, was moderne nicht können.

Man verzeiht gelegentliche Unzulänglichkeiten, die auf das Alter der Bausubstanz zurückzuführen sind, die aber erst den Charme fühlbar, erlebbar machen.

Parador
Parador
Parador Almagro Innenhöfe Parador Almagro Innenhöfe Parador Parador Almagro intern Um 21:00 Uhr (eigentlich Abendessenszeit) ist eine große Prozession - mal sehn, wofür ich mich entscheide...
Bis dahin unternahm ich noch einen fast 2-stündiger Bummel durch das Städtchen. Niemand in den Gassen. Alles gepflegtest, wie ich das nicht gewohnt bin und folglich auch nicht erwartet habe.
Ich bin fasziniert vor Türen in die sonst lückenlosen Mauern der Gasssen, bei denen man ein Haus nicht vom anderen unterscheiden kann, stehen geblieben, habe mit meinen Händen den Glanz und die Sauberkeit der alten Hölzer getastet, die bestens gepflegt und konserviert, teilweise mit völlig risslosem Klarlack überzogen, ja in ein Kunstharzhbad getaucht wirkten. Die Wände der Hausfassaden fast durchgehend makellos, meist weiß gestrichen und die Fugen der Natursteingemäuer ausgebessert.
Ich war wirklich beeindruckt, denn man sah das dem Städtchen von Weitem nicht an - es war eins, wie viele andere, ungepflegte.
Almagro
Almagro
Almagro
Almagro Almagro Almagro Die Leere der Gassen wurde bald klar:
Es schien, als habe sich die Bevölkerung auf der
riesigen, von seltsamen historischen Gebäuden umgebenen Plaza Mayor eingefunden, um zu flanieren und an den Tischen der Tür an Tür unter Arkaden angesiedelten Kneipen und Cafés in der Sonne oder im Schatten was zu knabbern und zu schlürfen,zu ratschen und
  sich sehen zu lassen. Ich setzte mich dazwischen, fiel nicht auf und genoss das muntere Treiben um mich rum.
Ich habe mich fürs Abendessen und gegen die Prozession entschieden, wie ich gestehe - ohne Reue, denn das Abendessen war glänzend und ich denke schon, dass es wert ist, hier bildlich dargestellt zu werden. Rechnung
Gaspacho Manchego Solomillo
  Leche Frita
Etappe 5
 
Ùbeda - Almagro (7.Tag: Donnerstag, 09.04.2009 - 158km/3:15h - Etappe 5)
Rechnung

 

Rechnung