Abfahrt 09:15 - leichte Schleierwolken, kühl, die Sonne verhieß angenehme Fahrt. Samstag Morgen. Belfort erwachte. Das Erwachen französischer Städte riecht anders, teilt was anderes über den bevorstehenden Tag mit. Das Straßenbild hat eine andere Ausstrahlung.

Es sind die alten Männern, die einer unauffälligen Tür in der grau-schmutzigen Hauswand entgegen schlurfen. Unrasiert mit schlampiger Kleidung kommen sie vom Boulanger, zwei Stangen Baguette unter die Achsel geklemmt. Es sind die Hausfrauen, die zum Kolonialwarenladen um die Ecke unterwegs sind, der Morgenkühle wegen eine schlabberige graue Strickjacke übergeworfen, die immer von der Schulter des Armes zu rutschen scheint, die die altbackene Einkaufstasche trägt - flüchtig frisiert und unfranzösisch schmucklos, nicht zurecht gemacht. Es sind die ersten, noch leeren Tischchen, die metallisch lärmend vor die Kneipen auf die Straße gestellt werden, wissend, dass heute noch manches Pärchen einen Ricard oder giftgrünen Absinth schlürfen, mancher Alte seine Lokalzeitung bei einem Blanc studieren wird. Es riecht nach Bitumen, nach dem Teer der Straßen, die zu nachtschlafener Zeit vom städtischen Reinigungsdienst gesäubert wurden und mit dem verdunstenden Wasser die Luft würzen.

Es erscheint mir sehr anders, als in Deutschland, es ist irgendwie menschlicher, zeitloser. So war es schon vor 50 Jahren. Weder Internet noch die Globalisierung scheinen dem zeitlosen Ablauf etwas anhaben zu können. Das wäre gut so. Résistance durch Verweigerung.

Mir erschließt die vom Erwachen der Stadt ausgehende Stimmung den Zugang zu meiner Reise und ich genieße die Fahrt durch die Gassen von Belfort auf der Suche nach der Ausfallstraße Richtung Besançan.

Bis Bourg-en-Bresse bin ich Landstraße gefahren, durch den grün werdenden Jura, zwischen Weiden, auf dem sich die Kühe nach langer Winterzeit am frischen Gras gütlich taten. Ich genoss die lang gezogenen Kurven entlang der über die Ufer tretenden Doubs, die eilig zwischen den Felseinschnitten dahinjagte und flächegreifend jedem die Füße nass machte, der sie nicht rasch genug aus den Überflutuingsgebieten, ihrem angestammten Bett, gezogen hatte.

Bei Bourg setzte ich mich auf die Autobahn, um den Moloch Lyon elegant zu umfahren. Just dort, als der Verkehr dicht, die Straßenverzweigungen unübersichtlich wurden, begann es zu regnen. Und nicht zu knapp. Umzingelt von Belgiern, die die Autobahn gen Süden füllten, kämpfte ich mich bis Vienne durch. Dort befreite ich mich aus der Umklammerung des Verkehrs querte die Rhône und bummelte entlang dem westlichen Ufer zügig auf der Landstraße nach Süden. Phasenweise goss es gottsjämmerlich und ich staunte über mich selbst: Ich zog meine Bahn im prasselnden Regen entlang der Rhone und war glücklich.

unterwegsIrgendwo suchte ich Unterschlupf unter dem Vordach eines Supermarktes, um meine Track-Daten auf mein Notebook zu überspielen. unterwegs

Langsam hörte der Regen auf und das Rhônetal zeigte sich von seiner schönen, seiner mediterranen, seiner frühlinghaften Seite mit blühenden Kirsch- und Mandelbäumchen.

Als ich Uzès, mein heutiges Ziel und Quartier erreichte, war ich wieder trocken.

Hôtel Mercure, UzèsIch hatte ja am Vorabend im Mercure reserviert und habe auch dort ein feines Abendessen, das ich dem Betrachter nicht ersparen kann, bestellt und genossen, alles zusammen zu 32 €, begleitet wieder von Wasser, einem Fläschchen Vin rouge de la région: Costière de Nîmes und abgeschlossen durch einen Café.

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Und wenn ich diesen Tagesbericht fertig habe, werde ich ihn gleich 'uploaden', denn das Hotel bietet W-LAN an und ich nütze erstmalig den Service.

Etappe 2
 
Belfort - Usèz ( 2.Tag: Samstag, 01.04.2006 - Etappe 2 - 551km/8:30h)