Herrliches Wetter. Ich rolle zunächst mit den vorgeschriebenen 80km/h die Autobahn nach Westen, dann nach Süden. Sonntag, keine Laster und als die wenigen, die’s gibt, mich überholen, entscheide ich: Mein Auto würde die heute mögliche 100km/h Zulassung bekommen, also fahre ich 110km/h Tacho, in Frankreich werden 130km/h daraus (was erlaubt ist, ohne dass ich es wusste).

An der Raststätte Baden-Baden nehme ich einen Studenten mit. Politik und Soziologie. Statt zu diskutieren spiele ich ihm Volker Pispers 11.September und George W. Feldbusch von der CD vor.

Erkennbar eine Offenbarung für ihn und er hat sich aufgeschrieben, wer, wie was?

Nach langer langweiliger Fahrt war ich gegen 18:30 uhr in Orange, Hotel Mercure.
Und beim CheckIn reserviere ich gleich mal für eine Woche - Aufbruch bei schlechtem Wetter jederzeit möglich, denn ich weiß um die Annehmlichkeiten von Bett und Hotel.

Der Frühling ist schon da, das Wetter ist herrlich, die Temperaturen sind angenehm und das Massif Centra lim Westen, die Hügel der Provence im Osten und die Weiten des Rhone-Deltas im Süden bieten ein umfangreiches Angebot an Tagestouren. Und so lade ich ab.

Das EquipementWie immer fuhr ich als erstes nach Orange rein, um mich bei einem Ricard über meine Geschmacks-papillen ein zu stimmen.

Und nach dem ersten Tag drüber zu sinnieren, was ich eigentlich will.

Motorrad fahren, natürlich.

Aber gelegentlich denkt manja auch über den unterm Helm nach. Mal mehr mal weniger umfassend und situationsverursacht. Der Ricard in Orange war wohl so eine Auslöser.

Wer bin ich, wer will ich sein? Ein 65-jähriger Motorrad-Fan,frei, unabhängig, einsamer Wolf auf Suche nach der verlorenen Jugend oder ein bequemer alter Mann mit Luxuskarosse, Luxusmotorrad auf einem Luxusanhänger in einem Luxus-Mittelklasse-Hotel, unterwegs, um bei schönem Wetter Luxustouren zu machen?

Ich wäre gerne der erste Typ, befürchte aber zumindest bei dieser Reise der zweite zu sein - ein unangenehmes Gefühl, das mich nicht mehr losgelassen und letztlich dazu geführt hat, dass meine Reise nur halb so lange dauerte, wie ursprünglich geplant.

Gegessen habe ich beim Vietnamesen neben der Arena. War gut und fast zu viel.

Frankreich
Home - Orange (Sonntag, 23.03.2003)