Sicher, dass wir keine Reservierung auf der Fähre vornehmen müssen, nehmen wir die Diretissima von Modena durch die Berge über Lucca, vorbei an Pisa Richtung Livorno.

unterwegs‘Lächerliche’ 130 km, die sich aber verdammt ziehen können,
wenn die unendlichen Kurven durch die Berge zwar motorradfahrerisch interessant, aber in vielen Passagen durch Verkehr blockiert sind.

Erst so gegen 14:00 Uhr stehen wir am Sammelplatz im Hafen von Livorno und treffen auf geschlossene Schalter der Fährgesellschaften und einige frustierte Biker aus Österreich an.

Die Botschaft:
Saison ist rum, es fahren täglich nur noch 2 Fähren von zwei Gesellschaften und zwar beide morgens um 8:30 Uhr. Und die sind jetzt um 14:00 Uhr weg. Also nächste Chance erst am Donnerstag morgen. Sch.....!

Wir rechnen:
Wenn Carlos am Montag wieder zu Hause sein will, brauchen wir mindestens 1 1/2 Autobahn-Fahrtage, also spätestens Sonntag Mittag ab Livorno. Die Fähre braucht 4 Stunden, müßte also Sonntag früh in Bastia ablegen. Um raus zu kriegen, ob das so ist, müßten wir bis 16:00 Uhr warten. Dann öffnen die Schalter.
Die Wahrscheinlichkeit spricht aber eher dafür, dass die Fähre, die morgens vom Festland kommt, dort mittags lädt, um abends wieder am Festland anzulegen. Also müßten wir vermutlich schon Samstag Mittag einschiffen.

Per Saldo: Donnerstag Mittag in Bastia auf’s Motorrad, Samstag Mittag wieder runter. Bleiben uns also gerade mal 2 Tage für Korsika. Das ist Quatsch.

Also kurz entschlossen auf die Maschinen und Cinque Terre angesteuert, übenachten wir doch direkt am Meer in Monterosso al Mare! Und überlegen wir dann, wo wir uns in den Bergen der Emilia Romagna und der Toscana bummeln oder ob wir gar rüber nach Frankreich in die der Provence abdriften wollen.

Gesagt getan: Ausfahrt Cinque Terre und runter gekringelt nach Monterosso. Dass wir kein Zimmer bekommen würden, wurde schnell klar, denn wir hatten wohl als Letzte die gute Idee, diese traumhafte Region und diesen malerischen Flecken anzusteuern: Überlaufen und verhunzt durch einen Parkplatz, in die ursprünglich vermutlich herrliche Bucht hinaus gebaut voll Blech geparkt. Hoffentlich rafft der nächste Sturm oder eine Zunami das grauenhafte Gebilde weg.

Das Erstaunliche: niemanden scheint es zu stören.

Die Besucher ergingen sich an der Promenade, fraßen Eis, ließen sich Pizzen und Getränke an schmuddeligen Tischen servieren und genossen offensichtlich nur die Imagination eines herrlichen Plätzchens, das in Realität jeden Charme verloren hat und zu einer überlasteten Touristen-Ausnehm-Maschine degradiert ist..

Also rasch rüber nach La Spezia, muntere Hafenstadt. Da wird’s trotz inzwischen fortgeschrittener Uhrzeit schon noch ein vernünftiges Hotel mit freier Bettenkapazität geben - jetzt, so in der Nachsaison. Denkste: Wir irrten durch die nahe dem abendlichen Verkehrskollaps dahinquirlende Stadt mit agressiver Ausstrahlung von Hotel zu Hotel. Nichts!!! Kaum zu glauben, aber so war’s.

Langsam hatten wir die Schnauze voll. Erneute Flucht in’s Landesinnere.

Sarsana, schon mal gehört?

Eine Auberge direkt an der Durchgangsstraße mit Fenster auf eben diese, zwei Zimmer, nicht sehr einladend, aber alle Funktionen und die Bikes im Hinterhof sicher verwahrt. Unsere Stimmung gedämpft. Eher von der Befürchtung befallen, eine Pizza zwecks Ernährung zu uns nehmen zu müssen, als von der Hoffnung auf was Leckeres getragen, machten wir uns auf die Suche nach einem tragbaren Restaurant.

Aber bekanntlich kommt unverhofft oft. Wir genossen das beste Essen, den besten Wein, in einem Restaurant an der Piazza in einem quadratischen Raum mit gewölbter Decke, dessen Architektur und Einrichtung eine wunderbare Ausstrahlung hatten.

So endete ein langer Tag unter dem Eindruck der frustrierenden Entscheidung, Korsika abgeschrieben und im Ersatzziel Cinque Terre eine Enttäuschung erlebt zu haben, dann doch noch mit einem überraschenden Highlight.

Modena - Sarsana ( 2. Etappe: Mittwoch, 12.09.2001)